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«Ein Rebberg – das ist pure positive Energie»

Die edlen Tropfen von Wehrli Weinbau sind weit über den Aargau hinaus bekannt. Im Interview verrät Mitinhaber Peter Wehrli, woher er die Energie für seine Leidenschaft rund um den Rebberg nimmt und welchen Stellenwert Nachhaltigkeit im Weinbau hat.

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Peter Wehrli, Sie sind Winzermeister, Önologe und erfolgreicher Unternehmer. Wie viel Energie stecken Sie in Ihr Weingut?

120 Prozent. Weinbauer zu sein, erfordert eben mehr als einen normalen Arbeitstag. Es ist vergleichbar mit Eltern, die zu ihren Kindern schauen. Du musst laufend die Kulturen und das Wetter beobachten oder die Gesundheit der Reben im Auge behalten. Für diesen Überblick laufe ich gern auch am Sonntag durch den Rebberg.

Bei so viel Engagement, wie laden Sie da Ihre Batterien wieder auf?

Ich schöpfe viel Energie aus meiner Familie. Auch ein gutes Essen wirkt Wunder, genauso wie der soziale Kontakt mit Freunden, Bekannten und Kundinnen und Kunden. Dazu kann ich jetzt dank «neuen» Knien auch wieder schmerzfrei Skifahren.

Was macht den Wein von Wehrli aus?

Wir bewirtschaften drei verschiedene Terroirs im Aargau, die wir einzeln ausbauen und keltern. Wir füllen den Wein ab, wie die Natur ihn bringt. Mal leichter, mal schwerer. Dieser natürliche Ausbau mit integrierter Produktion macht den typischen Wehrli-Wein aus.

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Weintanks vom Wehrli Weinbau

Woraus ziehen Sie positive Energie?

Aus der Arbeit im Rebberg. Und aus den positiven Rückmeldungen, die unsere Weine loben. Genauso freue ich mich über Medaillen bei Weinwettbewerben.

Wie würde Ihr Wein schmecken ohne Sonnenenergie?

Das gäbe einen kleinen Wein. Er wäre flach, hellrot und hätte wenig Alkohol. Doch auch wenn es nicht immer nur grosse Weine geben kann: Selbst nach langen Regenperioden scheint am Ende doch wieder die Sonne.

Was ist der grösste Energiefresser in Ihrem Weinbaubetrieb?

Das ist wohl der Hochdruckreiniger für die Abfüll- und Tankanlagen. Wir verzichten da bewusst auf chemische Reinigungsmittel und arbeiten nur mit Kaltwasser, Warmwasser und mit Dampf. So belasten wir das Abwasser nicht, brauchen dafür aber mehr Strom. Rund um Energie und Nachhaltigkeit ist das für uns ein ewiger Spagat.

Wie optimieren Sie den Stromverbrauch? Wie wichtig sind Nachhaltigkeit und Umweltschutz?

Wir haben zuletzt unsere Fassaden isoliert und das Licht im ganzen Betrieb auf LED umgestellt. Zudem laufen unsere Motoren langsam und hintereinander an, das spart ebenfalls Strom. Zudem diskutieren wir den Einsatz von Solaranlagen auf den Dächern in den nächsten zwei bis drei Jahren.

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Wie beeinflusst die Klimaerwärmung die Arbeit im Weingut?

Die Zeit zwischen dem Austrieb Ende März und Anfang April bis zur Weinlese wird immer kürzer. Das sind fast sechs Wochen weniger als früher. Für uns heisst das: Wir brauchen mehr Mitarbeitende und mehr Maschinen, um die Arbeit in kürzerer Zeit zu schaffen. Das ist eine grosse Herausforderung.

Wie sehen Sie die Zukunft des Weinguts?

Meine Frau und ich sind zuversichtlich. Wir teilen uns die Geschäftsführung bereits seit einiger Zeit mit unseren Kindern Susi und Rolf. Beide sind gut ausgebildet, ergänzen sich und haben Freude am Betrieb. Entsprechend fahren wir Eltern herunter und die Jungen fahren hoch. Das Ziel ist, dass meine Frau und ich 2024 deutlich mehr Freizeit haben.

Wie wäre es für Sie, wenn die 4. Generation Wehrli nicht in den Weinbau einsteigen würde?

Bei uns gibt es da keinen Familienzwang. Viel wichtiger ist, dass jemand am Betrieb Freude hat. Da spielt es keine Rolle, ob er aus der Familie kommt oder nicht.

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Wehrli Weinbau

Das Familienunternehmen Wehrli in Küttigen besitzt rund 11 Hektaren Reben im Kanton Aargau. Und dies auf drei Terroirs mit unterschiedlichem Klima und Boden. In Verbindung mit der fachmännischen Vinifizierung verleiht dies den Wehrli-Weinen ihren besonderen Charakter.

Das überzeugte auch die Jury für den Aargauer Staatswein: Sie verlieh dem Riesling-Sylvaner aus Küttigen diesen Sommer die begehrte Auszeichnung zum «Staatswein 2023». Peter Wehrli unterstützt die kantonale Energiesparkampagne «Sei ein Energiesparfuchs – Jede Kilowattstunde zählt». www.wehrli-weinbau.ch

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Ganz unter uns: Welchen Wein von Wehrli sollte man unbedingt trinken?

Den Küttiger Pinot gris und den Riesling-Sylvaner. Und beim Rotwein den Pinot noir. Das sind meine Favoriten.

Abgesehen vom Wein – was trinken Sie am liebsten?

Beim Wein gilt für mich: Lieber weniger, dafür einen guten Tropfen. Sonst trinke ich am liebsten Wasser. Und jeden Morgen um sechs Uhr eine Tasse Tee.

Wie wird der Wehrli-Jahrgang 2023?

Ich denke, er wird hervorragend. Der nasse Frühling hat dafür gesorgt, dass die jungen Triebe gut aussehen. Die Trauben haben sich gut entwickelt und sind sehr gross. Und weil es bei uns zum Glück nur selten hagelt, stehen die Chancen gut für einen grossen Wein.